Mi stört de Hitz jo goa ned!

Als ich vor zwei Jahren in Dänemark Urlaub gemacht habe, las ich Maja Lundes „Geschichte des Wassers“. In der Fiktion mussten die Menschen aus dem Süden Europas in den Norden flüchten, weil eine anhaltende Dürre herrschte und das Wasser knapp wurde. In der Realität lag ich am Strand, eine angenehm kühle Brise umwehte mich und ich las in meinem Handy von Waldbränden in Griechenland. Waren auch wir schon Klimaflüchtlinge? Für uns ist schon seit ein paar Jahren klar, dass wir im Hochsommer nicht in den Süden fahren. Natürlich gibt es da individuelle Vorlieben, manche mögen’s nun mal heiß. Wir: NOT.

Dieses Jahr waren wir wieder an der dänischen Nordseeküste, wir lebten im gleichen Haus, verbrachten die Tage am gleichen Strand und ich las ein grandioses Buch über eine Frau in den Bergen. Das tut aber nichts zur Sache. Was aber was zur Sache tun könnte: Die Auffälligkeit, dass die Urlauber in Dänemark mehr werden. Dass die Ferienhaussiedlungen aus dem Boden sprießen wie die Schwammerl. Dass in unserem Freundes- und Bekanntenkreis sich die Skandinavien-Urlauber mehren, sogar unter jenen Kreisen, in denen „einem die Hitze ja nix ausmacht“.

Ich kann mich an das beklemmende Gefühl erinnern, das ich damals vor zwei Jahren hatte, als ich diese Geschichte von Lunde las. Meine Gedanken sprangen zwischen „A geh, des is jo nur a Gschicht“ und „ge lääk, des kunt echt passieren“ hin und her.

Aber es ist nun mal so: Wir haben alle noch unsere eigenen Leben und die ToDo-Listen und die Jobs und die Wäsche und sowieso und überhaupt und jetzt müssen wir uns darüber auch noch Sorgen machen?! Und da fährt eine AIDA herum und die Konzerne machen was sie wollen und wir trennen bei unserem Biojoghurtbecher den Karton vom Kunststoff. Tja. Hier ein Posting von Monika Gruber: „den Klimawondl haha jojo gibt’s eh ned“. Dort die Berichte von Wissenschaftlern, die eindeutig sind. Dazwischen wir, Sachen in Kasterl lesend.

Es gibt keine Conclusio. Keine Lösung. Ich schaue meinen Kindern zu, wie sie in das Rad des Kapitalismus hineinwachsen, rede mich fusselig, resigniere zwischendurch, rede weiter.

There’s only one planet. Aufgebn dama an Briaf.

Es geht weiter, wir brauchen diese Blogs, wir müssen darüber reden, immer wieder! Und wir brauchen solche Geschichten, die uns aufrütteln.

… schrieb sie und googelte „Sommerurlaub in Island“.

Doris Leeb

studierte Germanistik und Logopädie in Salzburg und Wien. Sie arbeitet als Logopädin und freie Autorin und schreibt Lyrik, Kurzprosa sowie Dialektgedichte. Ihre Texte erscheinen regelmäßig in Literaturzeitschriften. In der edition panoptikum veröffentlichte sie die Bände Iaz Owa! (2021) und Menscha. Dialektpoesie (2025).

Bildquellen: Buch am Strand: privat , Portrait: Manuela Fuchs

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Manchmal habe ich Angst - und dann bin ich trotzdem zuversichtlich

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Die Stadt ist nicht für alle gleich heiß